Der Förderverein Kreuztor: Ingolstädter engagieren sich für ihr Wahrzeichen
Als städtisches Tor gehörte das Kreuztor immer der Stadt und ihren Bürgern. Seit 2003 hat der „Förderverein Kreuztor“ das Gebäude von der Stadt Ingolstadt gemietet und kümmert sich seitdem um dessen Innenausbau - durch ehrenamtliche Tätigkeit und die Beschaffung von Geldmitteln und Sponsorenleistungen. Während die Arbeiten Schritt für Schritt vorangehen, wurde dem Tor längst neues „Leben eingehaucht“ - mit Ausstellungen, Lesungen und kleineren Konzerten und somit ist es für die Öffentlichkeit wieder zugänglich.
Noch im vergangenen Jahrhundert war das Kreuztor bewohnt, bis in die Nachkriegsjahre lebten hier Menschen. Später stand das Gebäude jahrzehntelang leer. Kurz nach der Jahrtausendwende hat die Stadt mit der Sanierung der Außenfassade begonnen. Ob und wie man die Innenräume künftig nutzen sollte, war hingegen noch völlig offen. Heinrich Sandner (+ 2017), vielen als langjähriger „miba-Macher“ bekannt, hatte 2003 die Idee zu einem Förderverein. Gut zwei Dutzend Gründungsmitglieder konnte er von dem Ziel überzeugen, das leerstehende Gebäude auch im Innenbereich zu sanieren und es für die Öffentlichkeit dauerhaft zugänglich zu halten. Der neu gegründete Verein hat daraufhin dieRäume im Kreuztor von der Stadt gemietet. Die Vereinbarung sieht vor, dass die Investitionen mit dem Mietzins gegengerechnet werden können.
Durch Mitgliedsbeiträge, Spenden und Sponsorenleistungen soll im Laufe der Jahre das nötige Geld aufgebracht werden und Schritt für Schritt der Ausbau voran kommen. Fleißig haben die inzwischen gut 200 Mitglieder des Fördervereins die Werbetrommel gerührt und waren einfallsreich, wenn es darum ging, entsprechende Finanzmittel aufzubringen. Die Bilanz nach fünfzehn Jahren ehrenamtlicher Vereinsarbeit kann sich sehen lassen: Fußböden und Treppen wurden weitgehend erneuert, sanitäre Einrichtungen und eine Raumtemperierung installiert, die Beleuchtung vervollständigt und mit Galerieleisten die Voraussetzung für Ausstellungen geschaffen. Seit 2017 erstrahlt das Kreuztor in neuem Licht, mit einer energiesparenden LED-Beleuchtung wurden beeindruckende Akzente gesetzt.
Neben dem schrittweisen Innenausbau ist eine regelmäßige Nutzung der Räume das oberste Ziel des rührigen Vereins. Schließlich sollen Bürger und Besucher die Möglichkeit haben, das Wahrzeichen auch von innen zu erleben. Jedes Jahr lädt der Förderverein Ingolstädter Künstler zu einer gemeinsamen Jahresausstellung ein – die gezeigten Werke stehen dabei immer unter einem bestimmten Motto. „Das Kreuztor aus künstlerischer Sicht“, „Schanzer Stadtansichten“ oder „besondere Ereignisse“ bildeten bisher die thematischen Vorgabe der Ausstellungen, bei der jeweils rund 20 Künstlerinnen und Künstler ihre Werke präsentieren. Darüber hinaus nutzen Einzelkünstler, Vereine oder Kunsthandwerker die atmosphärereichen Räume gerne für die Präsentation ihrer Arbeiten – bei freiem Eintritt versteht sich. Eine pauschale Miete berechnet der Kreuztorverein für diese Zwecke nicht, allerdings fließt ein bestimmter Prozentsatz des Verkaufserlöses als Spende an den Verein und kommt somit den weiteren Investitionen zugute. Neben regelmäßigen Ausstellungen finden Buchpräsentationen, Lesungen und kleine Konzerte statt; Vereine nutzen die Räume für Mitgliederversammlungen und Interessierte können sich durch das Kreuztor und seine Geschichte führen lassen.
Seit 2011 ist auch die „Wacht am Kreuztor“ wieder permanent besetzt, ein Torwächter versieht im obersten Raum seinen Dienst - freilich nur als Puppe in historischem Gewand. Die „Turmstube“ soll einen Eindruck vermitteln, wie es einst hier ausgesehen haben mag:
Eine Schlafstatt in der Nische, ein Nachttopf daneben, Hellebarde und Signalhorn an der Wand, Kartenspiel und Brotzeit auf dem kleinen Tisch neben dem Fenster. Texttafeln, historische Fotografien und alte Gemälde erzählen von der Zeit, als das Kreuztor noch Wach- und Zollstation gewesen ist. Eingerichtet wurde die „Turmstube“ anlässlich eines „Tages des offenen Denkmals“ und kam bei den Besuchern so gut an, dass man sich entschlossen hat, das kleine „Museum“ beizubehalten. Auch dieses entstand übrigens in ehrenamtlicher Arbeit, wie so vieles hier im Kreuztor.
Mehrmals im Jahr treffen sich die Mitglieder zum Großreinemachen, beseitigen Staub und Schmutz und führen kleinere Reparaturarbeiten in Eigenregie durch. Immer wieder werden sie dabei von Handwerkern und Ingolstädter Firmen unterstützt, die kostenlos oder gegen geringe Gebühr den Freiwilligen unter die Arme greifen. Auch die Stadt unterstützt die Arbeit des Vereins – aus Mitteln des Bürgerhaushalts etwa wurde die Treppe ins Obergeschoss erneuert und die neue Außenbeleuchtung bezuschusst.
Ohne das große Engagement vieler ginge es nicht“, ist der heutige Vorsitzende Michael Klarner überzeugt, „es zeigt aber auch, wie sehr den Ingolstädtern ihr Wahrzeichen am Herzen liegt“. Wann der Innenausbau seinen vorläufigen Endpunkt erreichen wird, ist momentan noch nicht absehbar. Sicher ist, es geht auch künftig Schritt für Schritt voran.
Für 20 Euro Jahresbeitrag kann jeder Interessierte Mitglied werden und so - aktiv oder passiv – den weiteren Ausbau unterstützen.